Synagoge
Die Synagoge
Eine Synagoge ist ein Gebäude, in dem die Juden ihre gemeinsamen Gottesdienste feiern. Oft dient es zudem als Lehrhaus einer jüdischen Gemeinde. Sie ist zugleich die wichtigste Institution im Judentum.
Synagogen sind in Deutschland immer in Ost-West-Richtung gebaut. Der Tora-Schrein zeigt nach Osten, denn in dieser Richtung liegt Jerusalem. In dem Tora-Schrein wird die Tora-Rolle aufbewahrt.
Die Tora-Rolle ist eine auf Hebräisch verfasste Bibel. Sie besteht aus insgesamt fünf Büchern, weshalb sie auch „Die fünf Fünftel der Tora“ genannt wird. Am Eingang der Synagoge steht ein Korb, aus dem sich die männlichen Besucher eine Kippa nehmen können. Diese Kopfbedeckung dient im Judentum als Zeichen der Ehrfurcht vor Gott. Frauen sollen wenig Haut zeigen; ihr Kleid oder Rock reicht über die Knie, ihre Schultern sind bedeckt. Manche Synagogen werden unterteil in einen Bereich für Männer und einen für Frauen, dies soll die „Ablenkung“ vom Gebet verhindern, zudem einer Regel der Thora gerecht werden. In Hessen gibt es heute noch circa 220 Synagoge.
Nachdem sich die Fritzlarer Juden zunächst in Privathäusern zum Gebet versammelt hatten, kauften 1781 sieben jüdische Männer ein Grundstück in der Clobesgasse, heute Nikolausstraße 13 und ließen dort ein Haus für Synagoge und Schule errichten.
1857 war die jüdische Gemeinde einschließlich der Juden aus Obermöllrich und Cappel 225 Mitglieder angewachsen, man überlegte, eine neue Synagoge zu errichten. Für ihren Bau wurden 1895 zwei Grundstücke in der Holzgasse C 13, heute Neustädter Straße 7, für den Bau einer neuen Synagoge und einer Schule erworben, das alte Gebäude wurde 1897 verkauft, im selben Jahr, am 30.Juni, wurde die neue Synagoge feierlich eingeweiht.
Die Abbildung in der Titelzeile links zeigt die zweigeschossige aus hellen Sandsteinquadern errichtete Synagoge. Das nach Westen ausgerichtete Eingangsportal und die Fenster waren mit romanischen Rundbögen ausgeführt. Die gewundenen Zwillingssäulen im Portal sollten an die Säulen des Tempelportals in Jerusalem erinnern. Über dem Portal war ein Davidstern eingemeißelt, im Türmchen der Hauptfassade waren die beiden Gesetzestafeln dargestellt. Im Erdgeschoss befand sich der Männersaal, im ersten Stock die Frauenempore.
Die Abbildung in der Titelzeile rechts zeigt das Innere der Synagoge und den Almemor und Bima, das Vorlesepult mit Podest. Über dem Pult hing ein vielarmiger Kronleuchter, der in einen Davidstern mündet. Hinter dem Pult befand sich der Aron Hakodesch, der Heilige Schrank, in dem die drei Thorarollen aufbewahrt wurden. Der Schrank war bedeckt mit einem goldbestickten Vorhang aus Samt und Seide.
1930 musste die Synagoge aus Sicherheitsgründen geschlossen werden; Es waren Risse aufgetreten, so dass das Fundament verstärkt werden musste. Die feuchte Nordwand musste trockengelegt werden, der Fußbodenbelag war zu erneuern. Eine neue Heizung wurde eingebaut, die Beleuchtung wurde verbessert. Finanziert wurden diese Renovierungsmaßnahmen durch Beihilfen jüdischer Behörden und Spenden von Gemeindemitgliedern. Besonders großzügig war hier die Spende von drei Brüdern, die ehemals in Fritzlar lebten und in die Vereinigten Staaten ausgewandert waren. Für diese drei Brüder ließ die jüdische Gemeinde Fritzlar als Zeichen der Dankbarkeit eine Gedenktafel erstellen.
In der sog. „Reichskristallnacht“ wurde die Synagoge aufgebrochen, die Inneneinrichtung wurde zum Teil zerstört, sie wurde geplündert und beschmiert. Unmittelbar nach dieser Nacht wurde die Synagoge abgerissen. Heute erinnert eine Gedenktafel auf der anderen Straßenseite an das ehemalige Zentrum jüdischen Glaubens in Fritzlar.
Gedenktafel aus der Synagoge zur Renovierung in 1930